Snowboard Bayern

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Interview Münchner Merkur mit Andreas Jügelt von Snowboard Bayern

Andy Jügelt (Snowboard Bayern)

Im Rahmen der Berichterstattung rund um die Olympischen Spiele führte Andy Jügelt von Snowboard Bayern (BSV Sportwart Snowboard) ein Interview mit dem Münchner Merkur.

 

 

 

 

 

 

 

Was macht die Sportart so besonders und anspruchsvoll? 
Snowboarden macht Spaß von Anfang an. Mit entsprechendem fehlerverzeihendem Material, welches es mittlerweile sogar für Kinder ab drei Jahren gibt, ist der Einstieg leichter als Viele sich vorstellen. Der Fakt, dass man “nur” ein Brett unter den Füßen hat, kombiniert mit dem individuellen Style macht die Bordsportart mit Wurzeln im Skateboarden und Surfen so besonders. Allerdings bedeuten zwei fixierte Füße in den Bindungen auch, dass man nach Sprüngen etwas schwieriger landet als beim Skifahren. Man kann weniger ausgleichen und braucht somit etwas mehr koordinative Fähigkeiten.

Was ist der Unterschied zwischen den einzelnen Disziplinen?
BigAir ist ein Sprung über eine einzige große Schanze, Kicker genannt, über die hohe Trickschwierigkeiten gezeigt werden. Im Slopestyle werden Sprünge über ein oder mehrere Kicker mit Slides über Geländer und Boxen kombiniert. Aufgrund der Aneinanderreihung der Tricks ist die Herausforderung hier größer - die Kombinations- und Variationsmöglichkeiten jedoch ebenfalls. Halfpipe, noch immer die Königsdisziplin im Snowboarden, verlangt eine perfekte Kantentechnik um mit maximaler Höhe und Kontrolle mit einem Gefühl der Schwerelosigkeit aus der Schneeröhre zu fliegen. Dabei sind Style, Trickschwierigkeit und Kombinationen aus vorwärts und rückwärts angefahrenen Tricks ausschlaggebend.

Wie lange gibt es den Sport in München und Umgebung bereits? 
Unabhängige Einzelsportler - auch weltweit bekannte Idole wie David Benedek - kommen schon seit Jahrzehnten aus München. Früher galt noch die Zugspitze als das Eldorado der Szene - heute gibt es dort ausser Tiefschneefahren keinerlei Aktivitäten mehr, da sich die Bergbahn leider gegen Snowboarden entschieden hat. Mit dem Air&Style war in München bis vor 10 Jahren auch einer der wichtigsten Snowboard Contests weltweit zu Gast - finanziert von großen Sponsoren. Damals gab es jedoch noch keine Sportvereine, die Snowboarden in organisierter Form angeboten oder Wettkämpfe organisiert hätten. 

TSV 1860ski Snowboardlions Team in Mayrhofen

Wie und wo wird Freestyle in München trainiert? 
Ein Angebot für Kinder und Jugendliche gibt es in München erst seit knapp 5 Jahren. Unser größter Partner sind die TSV1860 Skilöwen. Hier haben die “Snowboard Lions" ihr Zuhause gefunden. Dort trainieren mehrere qualifizierte Coaches, die selbst Wettkämpfe bis hoch zum Weltcup gefahren sind, verschiedene Teams je nach Können und Alter (U10; U12). Spezielles Kondi-Training findet 1-2 pro Woche in einer Sporthalle statt. Ergänzt wird es jeden Dienstag Abend um Kicker-Training mit einem Luftkissen, um neue Tricks probieren zu können - im Audi Skizentrum Sonnenbichl am Tegernsee. Ausserdem finden im Winter jedes zweite oder drittes Wochenende Trainings in umliegenden Skigebieten statt und es werden einige Wettkämpfe angefahren. Zum Beispiel die Junior Freestyle Tour am Sudelfeld und die Bayerische Meisterschaft.

Wie professionell wird er ausgeübt?
In den Teams geht es darum die Kids spielerisch mit Spaß und gleichzeitig professionell an die Sportart heranzuführen. Die besten und motiviertesten können dann den Sprung ins „Kids Pro Team“ des Skiverbands München (SVM e.V.) schaffen und von dort aus in den bayerischen D-Kader. Dort wird dann im Vergleich zum SVM Team schon mit fest angestellten Coaches 2x pro Woche und in Summe fast 100 Tage trainiert und die ersten internationalen Wettkämpfe bestritten. 

Wie sieht es mit Wettkämpfen aus?
Es gibt in Bayern neben einzelnen Contests von unterschiedlichen Veranstaltern, die German Freestyle Tour und vor allem die Bayerische Slopestyle Meisterschaft in Garmisch-Partenkirchen (am 10.03.) im Hexenkessel Park. Außerdem die deutsche(n) (Jugend-) Meisterschaften im Kühtai mit Slopestyle und Pipe.

Mika Schweizer bei der Bayerischen Meisterschaft Slopestyle 2018

Wo liegt die größte Gefahr beim Freestyle Snowboarden?
Wind oder Schneefall können dazu führen unvorhergesehen zu langsam oder zu schnell zu sein. Es gibt normalerweise immer einen sogenannten ”Sweet Spot”, die perfekte Zone um trotz großer Flughöhe möglichst weich und schonend zu landen. Je weiter man sich von Diesem weg bewegt, desto härter wird die Landung. Daher ist es wichtig diese externen Faktoren vor dem Springen zu berücksichtigen und sich die Sprünge vorher genau anzusehen. In der Ausbildung lernen unsere Trainer deshalb ein “Schritt für Schritt” Konzept um die Sportler/innen an immer größere und schwierigere Sprünge heranzuführen und die Bedingungen einzuschätzen. Zum professionellen Training gehört ebenfalls die Fallschule, um beim Fallen nach vorne oder hinten bei Anfängern und Stürzen bei Profis nicht weh zu tun. Ausreichende Vorbereitung (Konditraining, Dehnen) ist oftmals unterschätzt jedoch essentiell, um Verletzungen vorzubeugen.